Backgroound Image

„Osterpredigt“ Weiden 2025

Liebe Gemeinde,

Warum gibt es Krieg?
Diese Frage lässt sich nicht einfach beantworten, doch es gibt vier häufige Ursachen, die in unserer von Gott gegebenen Welt zu Konflikten führen können:

  1. Macht und Kontrolle
    Oft entstehen Kriege, weil Menschen oder Staaten Macht über andere ausüben wollen, sei es politisch, wirtschaftlich oder militärisch. Doch der Wunsch nach Herrschaft widerspricht dem christlichen Gebot der Demut und Gerechtigkeit:
    „Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Land erben“ (Mt 5,5).
  2. Angst und Unsicherheit
    Aus Furcht vor Angriffen handeln Menschen oft unbedacht – sie greifen zu den Waffen, um sich selbst zu schützen. Doch wahre Sicherheit schenkt nicht der Krieg, sondern Gott.
    Vertrauen in Seine Führung und das Streben nach Frieden sind Zeichen lebendigen Glaubens: „Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir“ (Jes 41,10).
  3. Wirtschaftliche Interessen
    Der Kampf um Rohstoffe und Märkte offenbart, wie sehr sich Menschen von weltlichem Besitz leiten lassen. Doch Christus lehrt uns: „Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon“ (Mt 6,24). Das Streben nach Reichtum darf niemals über das Leben anderer gestellt werden.
  4. Nationalismus
    Ein übersteigerter Stolz auf das eigene Volk kann zur Ausgrenzung und zu Feindseligkeit führen. Als Christ:innen wissen wir: Jeder Mensch ist ein Geschöpf Gottes, gleich an Würde und geliebt.
    In Christus gibt es kein „fremd“ und kein „wir gegen die“.
    In der Bibel heißt es: „Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht männlich und weiblich; denn ihr alle seid einer in Christus“ (Gal 3,28).

Und so ist es: Nicht der Staat schenkt uns letzte Sicherheit, sondern Gott allein.
Es gibt Alternativen zur Gewalt, zum Beispiel die Soziale Verteidigung. Sie ist eine Form des Widerstands, die auf Gewalt verzichtet, so wie Jesus selbst es uns uns vorlebte:
Nicht mit dem Schwert, sondern mit der Kraft der Liebe.
Sie baut auf Zusammenhalt, Mut und Wahrheit.
Die Menschen sagen gemeinsam: „Wir machen nicht mit!“
Man kann zwar ein Land besetzen, aber nicht das Herz und den Glauben seiner Menschen.

Gewaltfreier Widerstand kann viele Formen haben, zum Beispiel:

  • Generalstreik: Niemand arbeitet für das Unrecht
  • Verweigerung von Kooperation: Keine Zusammenarbeit mit Tyrannei
  • Informationsnetzwerke: Wahrheit als Licht gegen Propaganda
  • Solidarität: Hilfe füreinander, getragen von christlicher Nächstenliebe

Auch wenn Gegner mit Gewalt kommen: Liebe und Standhaftigkeit sind stärker.
In Norwegen etwa widersetzten sich Lehrer:innen und Kirchenleute der Nazi-Herrschaft, friedlich, aber bestimmt.
Auch in der DDR und der Tschechoslowakei zeigte sich die Kraft des gewaltfreien Zeugnisses.

Ziviler Widerstand ist gelebter Glaube.
Jeder Mensch kann mitwirken am Aufbau einer friedlicheren Welt.
Diese Mitgestaltung ist eine soziale Plastik – ein lebendiges Kunstwerk aus Beziehungen, Verantwortung und Hoffnung.
Wenn Krieg die Zerstörung von Gottes guter Ordnung ist, dann ist soziale Plastik das bewusste Gestalten einer friedlichen, gerechten Welt im Geiste Jesu.
Denn Frieden ist kein Zustand, sondern ein gemeinsames Werk:
„Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Kinder Gottes heißen“ (Mt 5,9).

Die Bibel enthält einige starke Geschichten über zivilen Widerstand, also Situationen, in denen Menschen aus Glaubenstreue und Gewissensgründen nicht dem Befehl von Machthabern folgen. Dabei geht es nie um Gewalt, sondern darum, allein Gott gegenüber gehorsam zu sein, selbst wenn das riskant ist. Hier sind ein paar eindrucksvolle Beispiele:

  1. Die drei Männer im Feuerofen (Daniel 3,17-18)
    Schadrach, Meschach und Abed-Nego weigern sich, das goldene Standbild des Königs Nebukadnezar anzubeten. Sie sagen mutig:
    „Unser Gott kann uns erretten. Und selbst wenn nicht, wir werden dein Bild nicht anbeten.“
    Sie handeln im Gehorsam gegenüber dem ersten Gebot – und widerstehen dem staatlich angeordneten Götzendienst. Gott rettet sie aus dem Feuer.
  2. Die Hebammen in Ägypten
    Die hebräischen Hebammen Schifra und Pua widersetzen sich dem Befehl des
    Pharaos, alle männlichen Neugeborenen zu töten. Stattdessen lassen sie die Kinder
    leben. In Exodus 1,17 heißt es: „Die Hebammen fürchteten Gott und taten nicht, wie der König von Ägypten ihnen gesagt hatte.“
  3. Mose vor dem Pharao (Exodus 5–12)
    Mose fordert im Namen Gottes: „Lass mein Volk ziehen!“ und begehrt damit auf gegen die staatliche Versklavung. Dabei verlässt sich Mose nicht auf Gewalt, sondern auf Gottes Wort und seine Zeichen. Er ist ein Sprachrohr der Unterdrückten.
  4. Die Weisen aus dem Morgenland
    Die Sterndeuter werden von König Herodes beauftragt, ihm den Aufenthaltsort von
    Jesus mitzuteilen. Doch die Weisen wollen das Kind schützen:
    „Und da sie im Traum eine göttliche Weisung erhielten, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim.“ (Matthäus 2,12)
  5. Petrus und die Apostel vor dem Hohen Rat
    Die Apostel sollen aufhören, von Jesus zu predigen. Doch sie sagen:
    „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.“ (Apg 5,29)
    Trotz Drohungen und Gefängnis lassen sie sich nicht einschüchtern. Sie zeigen, dass christlicher Glaube zum friedlichen Widerstand gegen ungerechte Autoritäten verpflichtet.

Diese biblischen Beispiele zeigen:
Ziviler Widerstand hat tiefe Wurzeln im Glauben – aus Liebe zu Gott, aus Gewissensgründen,
aus Treue zur Gerechtigkeit. Es geht nicht um Rebellion, sondern um Standhaftigkeit im Vertrauen auf den Weg der Liebe.

Danke.